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Am Ende des zehnten Jahrhunderts uz dominierten die Skandinavier die Nordsee, Ostsee, und den nördlichen Atlantik. Als ›Wikinger‹ hatten sie die Küsten und, die Flüssen befahrend, Orte tief im Binnenland überfallen. Als ›Nordmänner‹ hatten sie sich in den eroberten Gebieten angesiedelt. Die Schweden hatten ein Geschäftsnetz entlang den osteuropäischen Wasserstraßen aufgebaut und waren dort als die Rus — die ›Ruderer‹ — bekannt. Viele Dänen hatten sich in England (der Region vom Danelag oder Danelaw) und in Nordfrankreich, wo es immer noch ›die Normandie‹ heißt, angesiedelt. Mittlerweile hatten die Norweger die Orkaden, die Hebriden, die Shetlandinseln, die Färöer, Island, und Grönland besiedelt. Der amerikanische Kontinent war der logische nächste Schritt. Leif Eriksson (*970–†1020 uz, auf Altnordisch ›Leifr Eiríksson‹) war ein geborener Erkunder, denn sein Vater — Erik der Rote (›Eiríkr raudi‹) — hatte die Siedlung Grönland gegründet. Um das Jahr 1000 uz fuhren Leif Eriksson und seine Schiffskameraden aus en verließen Grönland, um das Land zu suchen, das den Gerüchten zufolge noch weiter nach Westen vorzufinden war. Er fand Helluland (= ›Flachsteinland‹, heute Baffininsel), Markland (= ›Waldland‹, heute Labrador), und segelte nach Vinland (= ›Weideland‹, heute Neufundland), wo er überwinterte. Leif Eriksson war der erste Europäer auf amerikanischem Boden, aber das war zur Zeit nicht der Grund, ihn ›Leif der Glückliche‹ (›Leifr hinn heppni‹) zu nennen. Er erhielt diesen Beiname erst, nachdem er auf der Rückfahrt nach Grönland einige Schiffbrüchigen gerettet hatte. Nach einigen Jahren wurde die Ansiedlung auf Vinland aufgegeben, unter Druck einheimischer Skrælingjar (= ›Hässliche Leute‹ — jedenfalls nach Ansicht der Nordmänner; möglicherweise Inuit oder Beothuk) und eines sich verschlechternden Klimas.
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