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Wie gesampelt wirken auch die verschiedenen Ebenen in seinen Bildern. Mit einem Mix aus Stilen, Themen, High und Low, altmeisterlichem Duktus und Plakativität hat Martin wie nur wenige andere Künstler seiner Generation das Image der jungen Malerei in Deutschland geprägt. Neben der "Neuen Leipziger Schule" und Stars wie Tim Eitel oder Norbert Bisky fiel immer wieder sein Name, wenn es um den Hype der neuen Figuration ging. Dennoch nahm Martin eine Art Einzelgängerposition ein. Im Vergleich zu seinen Kollegen galt er als eine Spur ironischer, rotziger, gar skrupelloser - mehr dem Geiste Kippenbergers oder dem kühlen Neo-Pop von Michel Majerus verpflichtet als der Aufarbeitung gesamtdeutscher Befindlichkeiten. Er sei ein konzeptioneller Maler, betont er immer wieder, als wolle er seinem Werk eine Strenge verleihen, die man ihm vielleicht absprechen könnte. Tatsächlich wirken Martins Bilder auf Anhieb wie anarchische, überbordende Bilderzählungen. Immer wieder wird sein Ausspruch "Wir befinden uns im Supermarkt und ich packe den Wagen voll" zitiert: Auf seinen Gemälden, die seit den späten Neunzigern entstanden, tummelten sich dann auch Girls in Babydolls oder Miniröcken in surrealen Kompositionen aus Logos, Farbschlieren, Sonnenuntergängen, Designfragmenten, Comicfiguren. Von medialen Images und Versatzstücken der Massenkultur zappt Martin zu Zitaten aus der Kunstgeschichte: Virtuos beschwört er Farbgebung, Motive oder Duktus seiner Malerheroen der letzten Jahrhunderte. Und die reichen von Cranach über Rembrandt, Velásquez, Goya bis hin zu Picasso oder Balthus.
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