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All das ist Neuland für Rafferty, aber kein wirklicher Bruch mit ihrem bisherigen Werk. Seit zehn Jahren beschäftigt sich die 1978 geborene Künstlerin damit, wie Comedy funktioniert, welchen Gesetzmäßigkeiten sie folgt. Nicht die Frage, wann oder warum ein Witz komisch ist, ist für sie spannend, sondern was ihn überhaupt hervorbringt, welche formalen Strukturen, welche Geschlechterrollen, welche persönlichen Eigenheiten oder politischen Einstellungen sich in der komödiantischen Routine verbergen. Rafferty geht dabei geradezu chirurgisch vor. Von dem Witz bleibt quasi nur das freigelegte Skelett. Für ihre 2014 entstandene Videoarbeit Mono, die auch auf der Whitney Biennale zu sehen war, engagierte sie die Schauspielerin Susie Sokol. Gemeinsam entwickelten sie eine Art Anatomie der Stand-up-Comedy. Aus Auftritten der Late Night-Gastgeber Johnny Carson, Joan Rivers und David Letterman kondensierten sie einen dreiminütigen, gestischen Monolog, den Sokol auf einer Bühne vor leeren Zuschauerrängen aufführt, begleitet von Applaus und Lachen vom Band. In einem schwarzen Anzug imitiert Sokol die Manierismen und Ticks der drei Entertainer und spielt unglaublich steif die Gesten des Stand-up durch: das Klatschen und Verbeugen zum Publikum, die betont lässig in die Hosentaschen gesteckten Hände. Das Resultat erinnert an das epische Theater von Bertolt Brecht. Mono ist ein raffiniertes und verfremdetes Destillat aus den Auftritten dieser Fernsehkomiker, die im kollektiven Gedächtnis der USA fest verankert sind. Während ihrer Performance erzählt Sokol nur einen einzigen Witz - und der ist, so Rafferty, "einfach nur schrecklich".
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