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Their rage against the system had no firm doctrinal ground, no set of clear beliefs that could replace the old ones, except perhaps for the dream of national revival and independence in some former Soviet republics, and – on a more general level – for the promise of a better life: cool blue jeans, bananas and strawberries in winter, and better personal cars. When after one decade of rampant capitalism the first wave of socialist nostalgia hit the ex-communist mainland the vanished Wall again became a hot topic of discussion.
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Aber der Bildersturm, der die Mauer niedergerissen hatte, um den neuen Geist des globalen Kapitalismus freizusetzen und die östlichen Länder mit westlichen Krediten zu überfluten, unterschied sich von den religiösen Rebellionen des 16. Jahrhunderts in einem ausschlaggebenden Punkt. „Bei einem lkonoklasmus”, schreibt Bruno Latour, „einem Bildersturm, wissen wir, was im Akt des Zertrümmerns geschieht und was die Motivationen sind für ein klares und deutliches Zerstörungswerk; um Iconoclash dagegen handelt es sich, wenn wir es nicht wissen, wenn wir zögern, von einer Aktion verstört sind, von der sich ohne weitergehende Untersuchung nicht genau sagen lässt, ob sie destruktiv oder konstruktiv ist.“2 Im Gegensatz zu den frühen protestantischen Horden — die die Institutionen der katholischen Kirche mit Hilfe von Hacken und Seilen, aber auch (und vor allem) mit den von Luther formulierten lehrmäßigen Glaubenssätzen vandalisierten — verfügten die ehemaligen sozialistischen Bürger über nichts dergleichen. Ihre Wut gegen das System hatte keine feste ideologische Grundlage, keine klaren Glaubenssätze, durch die die alten hätten ersetzt werden können, außer vielleicht den Traum von nationaler Wiedergeburt und Unabhängigkeit in einigen ehemaligen Sowjetrepubliken sowie, allgemeiner formuliert, die Verheißung eines besseren Lebens: coole Blue-Jeans, Bananen und Erdbeeren im Winter, bessere Autos. Als das ex-kommunistische Festland nach einem Jahrzehnt des ungezügelten Kapitalismus von der ersten Welle sozialistischer Nostalgie erfasst wurde, entwickelte sich die verschwundene Mauer wieder zu einem heißen Diskussionsthema. Einige äußerten Bedauern über ihr Verschwinden, während andere, insbesondere die Angehörigen der kreativen und unternehmerischen Gesellschaftsgruppen, unterschiedliche Methoden befürworteten, sie zurückzuholen oder in irgendeiner Form wiederaufzubauen. Es gab Vorschläge, die gefallene Mauer aus Plastik wiederzuerrichten — dem ewigen Nebenprodukt der Ölindustrie und dem materiellen Symbol der neuen Epoche, das den bröckelnden Beton des fortgeschrittenen Sozialismus ersetzen sollte — während andere die Mauer mit Hilfe der Schnittstellen moderner Kommunikationsgeräte in den Cyberspace beamten.3 Diese Vorschläge für den Wiederaufbau der Mauer sind Zeichen des Zögerns und beunruhigter Unsicherheit darüber, ob die Zerstörung der Mauer konstruktiv oder destruktiv gewesen sei — anstelle eines Ikonoklasmus gab es einen Iconoclash.
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