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Stellt man sich diese Geschichte als Tattoo vor, nähern wir uns nun dessen Vollendung. Es fehlen nur die letzten Stiche. Sie werden mehr schmerzen als alle vorherigen – denn sie gelten mir, dem Reporter. Vorhin im Hof hat Ajarn Boo erklärt, dass er keinen Kunden mehr habe, ein Termin sei abgesagt worden. Er könne aber jemanden von uns stechen. Ich erinnere, wie der Fahrer zurückweicht, der Übersetzer lacht, der Fotograf schweigt. Ich erinnere, dass ich die Hand hebe. Neugierde? Leichtsinn? Ich bin nicht gläubig, nicht spirituell. Ich glaubte aber, Sak Yant selbst erfahren zu müssen, um es zu verstehen. Zuschauen genügt nicht mehr. Und so hocke ich – den Oberkörper entblößt, die Arme gefaltet, ein Kissen unterm Kinn – vor Ajarn Boo. Ich werde nicht schreien. Der Meister will mir Gao Yord stechen, die neun Spitzen, die den Berg Meru zeigen, die Mitte des Universums in der buddhistischen Kosmologie. Zuvor habe ich am Schrein gehuldigt. Ich habe eine Gabe niedergelegt, die mir, weil ich unvorbereitet gekommen war, vom Hotel gestellt wurde. Umarme den Schmerz. Lass dich fallen. Fang bloß nicht zu weinen an. Ich zittere. Ajarn Boo beugt sich zu mir.
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