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Auf der Zugfahrt nach Sarajevo berichtete Dr. Hermann Freiherr von Richthofen, von 1993 bis 1998 NATO-Botschafter, wie es zur Intervention der internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina und Kosovo kam. Aufgerüttelt habe die internationale Gemeinschaft das Massaker von Srebrenica 1995, bei dem 8000 Zivilisten ermordet wurden. Dies führte zur militärischen Intervention und letztlich zu dem Treffen in Dayton, bei dem unter Ausschluss der Öffentlichkeit so lange verhandelt wurde, bis das Abkommen vor Ort unterschrieben werden konnte. Das Dayton-Abkommen bindet sowohl die Völkergemeinschaft als auch die Entitäten Bosnien-Herzegowinas; es gilt, bis es zu einer neuen Einigung unter Beteiligung aller relevanten Parteien kommt – danach sehe es derzeit aber nicht aus. Im Fall des NATO-Militäreinsatzes gegen Serbien 1999 habe der Westen ohne Beschluss des Sicherheitsrates gehandelt – „und dahinter stelle ich mich auch heute noch moralisch“, bekräftigte von Richthofen. Von Milošević seien immer wieder Zugeständnisse gemacht worden, die dann nicht eingehalten wurden. Er sei für Vernunft und friedliche Argumente nicht zugänglich gewesen.
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